Historie der Stadtkapelle Kandel e.V.
Viele Jahre ist es her, seit sich im November 1953 die Musiker der „Banat-Kapelle“ und der „Kapelle Lederer“ zusammengeschlossen haben.
Unter dem damaligen Bürgermeister der Stadt Kandel Fritz Multer, wurde dann der Klangkörper „Stadtkapelle“ gegründet, denn von ihm ging offensichtlich die Initiative aus, die beiden Kapellen zum gemeinsamen Spielen zu bringen.
Als offizieller Gründungstag wurde in einem Schreiben an den „Bund Deutscher Blasmusik“ der 4. November 1953 genannt. Laut diesem Schreiben konnte sich die Stadtkapelle als Nachfolgerin der „Feuerwehrkapelle“ sehen, die ja schon vor 1948 existierte.
Geschäftsführer bzw. Vorstandsvorsitzende
Da die neugegründete Musikkapelle sich nicht als Verein bezeichnete, fungierte damals Wilhelm Schaaf als erster Geschäftsführer.
Von Ende Juni 1977 bis Februar 1979 bekleidete dann Rudi Löhle das Amt, das er in Folge an Hans Bauer abgab, der bis zur Gründung eines eingetragenen Vereins die Geschäfte der Kapelle wahrnahm.
Die Schirmherrschaft hatte damals Bürgermeister Oskar Böhm als Stadtoberhaupt von Kandel.
Christa Loreth übernahm dann als Amtsnachfolgerin die Geschäfte der Stadt Kandel und war somit auch die neue Schirmherrin.
Aus rechtlichen, versicherungstechnischen und finanziellen Gründen forderte der Stadtrat in Kandel, dass sich die Stadtkapelle in einen eigenständigen Verein überführt.
Die Gründungsversammlung fand dann am 7. September 1995 im Bürgerhaus in Kandel-Minderslachen mit 69 Anwesenden unter Vorsitz von Rainer Hör statt.
Zur 1. Vorsitzenden des Vereins „Stadtkapelle Kandel e.V.“ wurde Christa Loreth gewählt.
Ernst Höfer oblag es ab dem Jahr 2000 die Geschicke der Stadtkapelle Kandel e.V. sechs Jahre lang zu lenken.
Im Jahr 2006 übernahm dann der damalige Stadt- und Verbandsgemeindebürgermeister Günther Tielebörger die Vereinsführung, die er bis heute innehat.
Die Dirigenten
Der erste Dirigent der Stadtkapelle war Otto Hör, der bis zum 30. März 1963 die musikalische Leitung innehatte.
Vom 1. April 1963 bis 14 Mai 1964 übernahm Paul Lässle den Dirigentenstab, den er am 15.5.1964 dem Kammermusiker Herbert Ferstl weitergab.
Laut den Unterlagen spielte die Kapelle zunächst bei den öffentlichen städtischen Anlässen wie z.B. Volkstrauertag und den Märkten, bei Tanzveranstaltungen, Festtagen und Konzerten in Kandels Partnerstadt Reichshoffen, sowie auch bei Anlässen verschiedener Kandeler Vereine oder Firmen.
Höhepunkte waren auch die in den 60iger Jahren gefeierten Grenzlandtage in Kandel. Darüber hinaus war die Kapelle auch musikalisch vorstellig bei umliegenden Musikvereinen, sowie bei dem Mundartdichterwettstreit in Bockenheim.
Das Repertoire der Kapelle bestand zunächst in der klassischen volkstümlichen Blasmusik, wurde aber von Herbert Ferstl, der im Badischen Staatstheater Karlsruhe musizierte, wie auch dann von seinem Nachfolger Heinz Bierling, 1. Saxophonist im Luftwaffenmusikkops II in Karlsruhe und langjähriger Leiter der Big-Band, erheblich erweitert.
So wurde in den 70iger Jahren in den mittlerweile eigenen Konzerten der Stadtkapelle sowohl konzertante und volkstümliche als auch moderne Blasmusik geboten.
Da die Jahreskonzerte vorwiegend gegen Ende des Jahres stattfanden und stets gut besucht waren, wurden diese musikalischen Darbietungen bei der Bevölkerung in Kandel auch als ein Highlight der Vorweihnachtszeit angesehen.
Der Qualität der Aufführungen kam es zugute, dass sowohl Herbert Ferstl, als auch Heinz Bierling Gastmusiker einsetzen konnten. So lernten die Instrumentalisten der Stadtkapelle auch Musiker vom Badischen Staatstheater als auch vom Luftwaffenmusikkops II kennen.
Heinz Bierling führte den Taktstock in Kandel 15 Jahre lang bis 1995, dem Gründungsjahr der Stadtkapelle Kandel e.V.
Der Nachfolger von Heinz Bierling, Peter Soder, ebenfalls Musiksoldat in Karlsruhe, übernahm dann Anfang März 1996 bis Juli 1997 die musikalische Leitung.
Es folgte Alexander Felz im September 1997. Auch er, ebenso wie sein Nachfolger Sascha Fath, der ab dem Spätjahr 1998 der Stadtkapelle Kandel e.V. als Dirigent vorstand, waren im Musikkorps in Karlsruhe tätig.
Unter der Stabführung von Sascha war die Stadtkapelle auch zwei Mal in der Fernsehsendung „Fröhlicher Alltag“ des Südwestfernsehens präsent. Er verließ im November 2013 die Stadtkapelle Kandel e.V., die er 15 Jahre lang musikalisch formte.
Klaus Hessert konnte dann ab dem 1.1.2014 als Dirigent interimsmäßig verpflichtet werden.
Neuer musikalischer Leiter wurde bereits nach 7 Monaten, also ab dem 1.8.2014, der in Kandel bereits bekannte und durch seine informativen und humorvollen Moderationen der Stadtkapellenkonzerte in den 80iger und 90iger Jahren beliebte Klarinettist und Saxophonist Andreas Hack; ebenfalls Musiker im Karlsruher Luftwaffenmusikkorps.
Bis heute zeichnet er für das Musikalische der Stadtkapelle Kandel e.V. verantwortlich.
Schüler- / Jugendkapelle
Wie aus den wenigen noch vorhandenen Schriftstücken hervorgeht, waren 1979 bereits 14 junge Menschen unter 18 Jahren in der Meldung an den Landesmusikverband Rheinland-Pfalz verzeichnet.
Doch schon ab 1972 waren 8 Jugendliche in musikalischer Ausbildung in der Kreismusikschule in Jockgrim angemeldet.
In den folgenden Jahren, verstärkt ab 1982, konnte die Stadtkapelle Kandel immer wieder neue Lernwillige nach Jockgrim schicken.
Und so entschloss man sich, in den späten 1970igern eine Schüler- / Jugendkapelle ins Leben zu rufen. Hans Bauer nahm sich der Sache an und dirigierte bis 1993 die dann zur Jugendkapelle gereifte Mannschaft, die inzwischen eine doch beachtliche Stärke von knapp 30 Musikern und Musikerinnen erreichte. Das Niveau der Stadtjugendkapelle war mittlerweile so gut, dass diese Formation diverse musikalische Verpflichtungen übernehmen konnte.
Als dann im Jahr 1994 Pascal Brossardt die Jugendkapelle als Dirigent übernahm, steigerte sich nochmals die Auftrittsquote. Das war die Blütezeit der damaligen Stadtjugendkapelle, sowohl vom Niveau als auch von der Präsenz her.
Nach der Vereinsgründung 1995 wurden etliche junge Talente in die aktive Kapelle übernommen und so reduzierte sich die Anzahl bei der Jugend. Die folgenden Dirigenten hatten demnach nicht mehr diesen Klangköper zur Verfügung, der sich abermals personell verkleinerte, bis im Jahr 2019 die noch bestehende Jugendkapelle mangels Teilnehmer(innen) aufgelöst wurde.
Seit 2023 baut die Stadtkapelle Kandel e.V. bereits erfolgreich wieder eine Schüler- / Jugendkapelle auf. Dies ist insbesondere dem Enthusiasmus von Kilian Simon zu verdanken.
Aktive Musikerinnen und Musiker
Nach den noch vorliegenden Unterlagen spielten im Orchester im Jahr 1955 21 Musiker mit. 1976 waren es 29. Durch sowohl mündliche Propaganda, als auch durch die aufgeführten Konzerte konnte sich die Anzahl der Musikerinnen und Musiker bis 1988 auf insgesamt 45 steigern.
In den darauffolgenden Jahren nahm die Zahl der Aktiven etwas ab und im Gründungsjahr 1995 waren es noch 34.
Bei den Jahreskonzerten ab 1997 bis 2019 waren immer zwischen 39 und 42 musizierende Personen auf der Bühne.
Auftritte / Konzertreisen / Ereignisse
Schon 7 Jahre nach der Gründung der Stadtkapelle Kandel, also 1960 kam von einem Herrn Schreiber die Idee, einen zweiten Musikverein ins Leben zu rufen, der sich als
Salon-Orchester mit dem Namen „Harmonie“ betiteln würde. Eine erste Versammlung war am 26.7.1960 in Kandel-Minderslachen anberaumt worden.
Laut dem Schreiben vom 16.8.1961 sollte um 20:30 Uhr im Bayrischen Hof bei Karl Kern die Gründungsversammlung eines „Salon-Orchesters“ von Kandel und Umgebung stattfinden.
Am 28.8.1961 wandte sich Herr Schreiber in einem offenen Brief an die Kandler Bürger mit dem Aufruf, doch seinen neu gegründeten Verein „Harmonie“ zu unterstützen.
Ein reger Briefwechsel zwischen Herrn Schreiber und der Stadt Kandel fügte sich an und endete dann am 27.10.1961 mit einem Schreiben vom Volksmusik-Verband Baden-Pfalz. Es existieren keine weiteren Schriftstücke und so ist über den Verbleib eines Salon-Orchesters „Harmonie“ nichts mehr bekannt.
Bekannt ist allerdings, dass am 4.10.1961 die Absicht existierte, eine Fanfarengruppe zu bilden, die den Schülern der 6., 7. und 8. Klasse der Volksschule vorgestellt werden sollte. Der damalige Dirigent der Stadtkapelle, Otto Hör, hatte bereits dazu 2 Fanfaren zur Ansicht besorgt.
Am 19.09.1962 wurden lt. Unterlagen 3 Landsknecht-Trommeln mit Schlegel und Bandlier, sowie 7 Es-Fanfaren an einzelne Musiker ausgegeben.
1963, am 24. April erhielten 5 junge Musiker eine Marschtrommel mit 2 Schlegel, Tragegerüst und Koppel mit Adler. Somit war ein Trommlerchor existent. Leider sind keine weiteren Unterlagen bezüglich Einsatz und Weiterbestehen vorhanden.
Unter den Dirigenten Ferstl, Bierling, Soder und Fath wurden jeweils die schon erwähnten Jahreskonzerte veranstaltet. Aber schon 1963 spielte die Stadtkapelle unter der Leitung von Paul Lässle am Naturfreundehaus Kandel ein Pfingstkonzert, dem am 15.März 1964 in der damaligen Turnhalle in Kandel ein Frühjahrskonzert folgte.
Gänzliches Neuland betrat die Stadtkapelle Kandel mit der Teilnahme an einem Städtequiz, als Turnier ausgerichtet, das der Südwestfunk veranstaltete. Rateteams aus z.B. Andernach, Todtnau, Neckargemünd und Gammertingen mussten sich gegenüber Kandel beweisen. Mit dem Kammermusiker Herbert Ferstl konnte die Stadtkapelle, lt. einem Zeitungsbericht vom 12.6.1978, der Stadt Kandel zu einem 11:7 Punktesieg gegen Gammertingen verhelfen. Die Überschrift des damaligen Artikels in der Rheinpfalz lautete:
„Mit Donauwalzer im 4/4 Takt“ und „Jäger aus Kurpfalz in Moll“ zum Sieg.
Zum Gesamtsieg gegen Andernach konnte dann das Kandler Rateteam im November 1978 mit 15:5 Punkten das „silberne Mikrofon“ nach Hause holen.
Ab dem Jahr 1979 beginnend mit Dirigent Herbert Ferstl konnte die Bevölkerung von Kandel sich alljährlich auf ein Konzert der Stadtkapelle freuen.
Außer den „Heimatauftritten“ fanden natürlich bei den befreundeten Musikvereinen der näheren Umgebung ebenfalls Spielzeiten statt.
Dem ersten Auftritt der Stadtkapelle am 8.7.1984 mit Heinz Bierling als Dirigent im Park des „Casino Niederbronn-Les-Bains“ in Niederbronn (Frankreich) folgte in den Jahren 1987 bis 1995 jeweils ein Sommerkonzert der Stadtkapelle auf dem Gelände des Casinos.
Freundschaftskonzerte in unserer Partnerstadt Reichshoffen im Elsass waren ebenso angesagt wie unsere musikalischen Vorträge, die immer am Muttertag in unserer Stadt Kandel ausgetragen wurden.
Am 5. August 1986 jährte sich zum 25ten Mal die Jumelage mit Reichshoffen. Aus Anlass dieses Bestehens der Städtefreundschaft produzierte die Stadtkapelle zusammen mit der Kapelle aus Reichshoffen eine Schallplatte, die von einem Tonstudio aus Ludwigsburg in der Kandler Stadthalle aufgenommen und beim Jahreskonzert der Stadtkapelle am 30.11.1986 erstmals vorgestellt und zum Verkauf angeboten wurde. Das erste Lied dieser LP war der von Heinz Bierling für Oskar Böhm, der 1985 seinen 70sten Geburtstag feiern durfte, komponierte Marsch „Gruß an Oskar Böhm“. Die Auflage der LP betrug zunächst 1000 Exemplare.
Ein Ausflug vom 19.8.2000 bis 20.8.2000 nach Sass ins Zillertal (Österreich) kam zustande, weil die Musikgruppe „Die jungen Zillertaler“ im März 2000 in Kandel im Adamshof im Rahmen der Sendereihe „Fröhlicher Alltag“ auftraten. Eine Abmachung zwischen den Österreichern und Mitgliedern der Stadtkapelle besiegelte den Gegenbesuch noch im gleichen Jahr.
Seit 1966 war Kandel auch die Partnerstadt von Whitworth (Lancashire) in England.
Vom 15. bis 17. Oktober 2004 gastierten wir in unserer Partnergemeinde auf der Insel, wo wir ebenfalls auf Einladung vom 13. bis 15. Oktober 2010 zu Gast waren.
Nicht nur bei einer Hörfunk-Sendung sondern auch bei zwei Fernsehauftritten
„Fröhlicher Alltag“ des Südwestfernsehens war die Stadtkapelle Kandel e.V. am
23. März 2000 und 21. November 2002 präsent. Mit damaligen Schlagerstars wie Mara Kayser, Fernando Express, Oswald Sattler, Peter Petrell und anderen wurde die Sendung im Adamshof in Kandel aufgezeichnet. Die Moderation oblag Heinz Siebeneicher.
Am 29.6.2009 fand der erste „Serenaden-Abend“ der Stadtkapelle Kandel e.V. am Schwanenweiher, der sich ja zwischenzeitlich zum „Europäischen Kulturpark“ gemausert hat, statt. Die Idee hierfür kam von Andrea Burg, einer Musikerin aus unseren Reihen. Da dieses Event in der Bevölkerung begeistert aufgenommen wurde, hat sich dieser Auftritt in unserem Terminkalender fest etabliert.
Anno 2010 wurde die Idee geboren, eine Spielgemeinschaft mit dem Musikverein Berg einzugehen. Das lag nahe, denn sowohl die Stadtkapelle Kandel e.V. als auch die Musiker und Musikerinnen in Berg hatten mit Sascha Fath den gleichen Dirigenten. Zwei erfolgreiche Konzerte im Mai gleichen Jahres in Berg und anschließend in Kandel unter dem Motto „Orient-Express“ ließen die Hoffnung keimen, dass es auch in Zukunft eine erfolgreiche Zusammenarbeit geben könnte. 2013 folgte jedoch die Trennung und jede Kapelle ging wieder ihre eigenen Wege.
Österreich war auch Ziel einer Musikreise vom 21. bis 23. September 2012.
Der Almabtrieb ist ja in dem Alpenland etwas Besonderes und zieht immer eine Menge Besucher an. So auch die Musikerinnen und Musiker aus Kandel in der Pfalz.
In Auffach / Tirol konnten wir bei herrlichem Wetter die festlich geschmückten Tiere, die von der Alm ins Tal getrieben wurden, bestaunen. Die dortige Trachtenkapelle luden wir natürlich zu unserem nächsten Stadtfest nach Kandel ein. Im August / September 2013 bereicherten nun die zahlreichen Musiker und Musikerinnen aus Tirol mit ihrer Musik das Kandler Stadtfest.
Unsere Städtepartnerschaften feierten im August 2016 ein Jubiläum (55 Jahre bzw. 50 Jahre), denn zwischen Reichshoffen und Kandel wurde der Freundschaftsvertrag am 5. August 1961, und zwischen Whitworth und Kandel am 6. August 1966 unterzeichnet.
Die Feier bescherte uns neben vielen Gästen auch Besuche aus Frankreich und England.
Das erste Gemeinschaftskonzert mit dem Musikverein „Edelweiß“ Wörth fand am 21.5.2019 in deren Festhalle statt. Das geplante Gegenkonzert mit dem Musikverein Wörth in Kandel konnte coronabedingt erst im Jahr 2023 in Kandel am Schwanenweiher aufgeführt werden.
Einen Ausflug noch im Jahr 2019 führte die Stadtkapelle Kandel e.V. nach Neupotz zum Setzfeldsee. Auf dem nachgebauten Römerschiff „Lusoria Rhenana“ durften sich die Insassen kräftig in die Riemen legen. Lehrreiches und Lustiges erfuhren wir während der Fahrt von den beiden „Bootsführern“.
In geselliger Runde ließ man den Ausflug in einem Lokal ausklingen.